Dominik Nöcker ist zusammen mit Theresa Damm das Gesicht der DACH+HOLZ International 2026. Der 35-jährige Tischlermeister aus Sundern rät jungen Menschen, nie stehen zu bleiben, sich Herausforderungen zu stellen und immer wieder dazuzulernen.
"Wenn ich es kann, dann mache ich es auch und bin super motiviert!" - Mit dieser Einstellung startet Dominik Nöcker, Zimmerermeister aus Sundern, in jeden Arbeitstag. Im Interview spricht er über seine Leidenschaft für das Dachdeckerhandwerk, die digitale Transformation und die Herausforderungen, vor denen die Branche heute steht.
Dominik, du hast einmal gesagt, dass das Zimmereihandwerk, insbesondere das Bauen und Dachsanieren, das Spannendste ist, was man machen kann. Was macht dir an deiner Arbeit am meisten Spaß?
Dominik: Vor allem der traditionelle Aspekt und die Vielseitigkeit. Ich finde es unheimlich interessant, dass dieses Handwerk heute noch sehr ähnlich ist wie früher, zum Beispiel die Arbeit mit Schiefer. Und gleichzeitig hat sich das Portfolio, das ohnehin schon groß war, um energetische Sanierungen oder Gründächer und Flachdächer erweitert. Jede Baustelle ist anders, nichts ist gleich.
Welche Aufgaben machen Ihnen am meisten Spaß und was sind Ihre größten Herausforderungen?
Dominik: Ich bin derzeit als Meister bei der Stappert Dachkonzepte GmbH (Meschede) beschäftigt. Am Anfang war es wirklich eine große Herausforderung, ein Angebot selbstständig zu kalkulieren, zu verkaufen und so umzusetzen, dass am Ende alles zusammenpasst. Inzwischen mache ich sehr viele komplizierte Dinge. Wenn es schwierig wird, denke ich so lange nach, bis ich die beste Lösung gefunden habe, damit die Umsetzung perfekt ist. Das ist fast schon eine Besessenheit geworden.
Gibt es Projekte oder Arbeiten, auf die Sie besonders stolz sind?
Dominik: Wir haben schon ein paar große und komplizierte Projekte realisiert. Darunter war auch ein Kindergarten, bei dem die Fassade komplett mit Aluminiumplatten auf einer Unterkonstruktion gedämmt werden musste. Ich hatte nur ein Bild von der Fassade und das Rohmaterial. Ich musste mir den Verlegeplan und die Innen- und Außenecken ausdenken und alle Platten von Hand biegen. Die Baustelle hat acht Monate gedauert, und es war wirklich etwas Besonderes.
Was war die lehrreichste Erfahrung in Ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn?
Dominik: Das ist schwer zu beantworten. Die besten Momente des Nachdenkens sind eigentlich die, in denen man etwas falsch macht, daraus lernt und dann wieder von vorne anfängt. Ich genieße es zum Beispiel sehr, einem erfahrenen Handwerker zuzusehen. Ich schaue genau hin und "stehle einen Blick", damit ich daraus lernen kann.
Sie sind seit fast 20 Jahren in der Dachdeckerbranche tätig. Wie hat sich der Beruf für Sie in dieser Zeit verändert?
Dominik: Was mir am meisten auffällt: Das Denken der Kunden hat sich verändert. Ich habe im Jahr 2006 angefangen. Damals hatte das Handwerk noch ein bisschen ein negatives Image in dem Sinne: "Handwerker sind dreckig, alles ist teuer." Jetzt stelle ich fest, dass viele Kunden unglaublich dankbar sind, wenn man kommt. Es gibt wieder eine gewisse Wertschätzung für handwerkliches Können.
Die Digitalisierung schreitet in vielen Handwerksberufen voran. Welche Rolle spielt sie in Ihrer täglichen Arbeit?
Dominik: Wir haben vor mehr als einem Jahr auf eine spezielle Branchensoftware umgestellt und auch die digitale Zeiterfassung eingeführt. Das erleichtert die tägliche Arbeit ungemein. Alles ist digital und leicht zugänglich an einem Ort. Jeder Mitarbeiter kann mit seinem Handy auf sein Projekt zugreifen und sehen, was er zu tun hat, er kann Notizen machen. Wir haben auch Tablets, auf denen man alles größer sehen kann, zum Beispiel einen Montageplan. Das macht den Kontakt mit dem Chef oder mit mir als Meister bei Problemen kurz: Man kann jederzeit und von jedem Ort aus das Projekt einsehen und das Problem sofort lösen.
Gibt es bestimmte digitale Tools oder Technologien, die Sie und Ihr Team regelmäßig nutzen?
Dominik: Da fällt mir der Akkuschrauber mit Drehmomentmessgerät ein. Die gemessenen Daten können abgelesen werden und dienen dann als Nachweis für die Befestigung, zum Beispiel bei der Montage einer Photovoltaikanlage oder einer Fassadenunterkonstruktion.
Inwieweit glauben Sie, dass die Digitalisierung die Zukunft des Tischlerhandwerks beeinflussen wird?
Dominik: Das wird auf jeden Fall passieren! Schon allein deshalb, weil man keinen Papierkram und kein Papierchaos mehr hat. Allein die Zeiterfassung oder Baustellendokumentation wird unglaublich einfach. Die Digitalisierung erzieht die Mitarbeiter auch ein Stück weit zur Verantwortung und macht sie für ihr Handeln rechenschaftspflichtig.
Neben all den Neuigkeiten und Innovationen in der Technologie bleibt das traditionelle Handwerk wichtig. Wie schaffen Sie das Gleichgewicht?
Dominik: Traditionelle, handwerkliche Techniken sind recht einfach. Mit zunehmender Neuartigkeit steigen auch die entsprechenden Handgriffe und die Geschicklichkeit. Wenn ein neues Produkt oder System auf den Markt kommt, werden wir geschult oder ein spezialisierter Monteur kommt zu uns und wir entwickeln die richtigen Techniken. Und dann liegt es an der eigenen Initiative, wie man die Neuheit für sich selbst umsetzt. Wenn man sein Handwerk beherrscht, kommt es von selbst.
Wenn Sie in die Zukunft blicken: Welche Entwicklungen wünschen Sie sich für das Tischlerhandwerk, sei es in Bezug auf Technologie, Nachhaltigkeit oder Ausbildung?
Dominik: Eine sehr gute Frage! Es gibt kein Werkzeug oder eine Technologie. Wir haben schon ein ziemlich gutes Niveau. Und Materialien, die nachhaltig sind - wir reden über Klimaschutz mit Dämmung, Photovoltaik und Gründächern. Meine gute Fee soll mir den Wunsch erfüllen, dass alle wieder sagen: "Ich kann das, ich mache das und ich bin super motiviert!" Wenn die Einstellung zur Arbeit anders wäre, würde das vieles lösen. Jede Technologie kann so toll sein, wie sie ist: Wenn niemand gerne arbeitet, funktioniert auch nichts.
Was würden Sie jungen Menschen raten, die den Beruf des Zimmermanns ergreifen wollen? Welche Eigenschaften sollten sie mitbringen?
Dominik: Die üblichen Dinge, man muss körperlich fit sein - wobei das heutzutage nicht mehr so schlimm ist, weil wir viel mit Kränen arbeiten -, keine Höhenangst haben und vor allem: man muss Spaß an der Arbeit haben! Ob man nun Zimmermann ist oder etwas anderes: Man muss sich der Sache widmen und dann die Entscheidung treffen und sich entscheiden, den ganzen Weg zu gehen. Und nicht sagen: "Ich versuche es mal hier, aber halte mir andere Möglichkeiten offen."
Sie sind das offizielle Gesicht von DACH+HOLZ International 2026. Was bedeutet diese Rolle für Sie und wie kam es dazu?
Dominik: Es bedeutet mir sehr viel: die Chance, mein Handwerk zu zeigen und andere damit zu inspirieren. Und ja, durch diese Rolle viele neue Dinge zuerst zu sehen und vielleicht schneller kennen zu lernen. Auch das ist eine Herausforderung, die mich klüger macht. Wie ich hierher gekommen bin. Ich sah die Ankündigung auf Instagram, dass man sich als DACH+HOLZ-Messebotschafterin bewerben kann. Meine Kollegen und Chefs ermutigten mich, mitzumachen. Ich bewarb mich, schickte meine Fotos ein und wurde tatsächlich ausgewählt. Ziemlich unspektakulär, aber sehr cool!
Was wollen Sie der Branche als Messebotschafterin vermitteln? Gibt es spezielle Themen, die Ihnen besonders am Herzen liegen?
Dominik: Ich halte das Thema Karriere für wichtig. Ich bin in unserem Unternehmen für die Ausbildung zuständig und besuche oft Berufsmessen. Die Aussteller dort, von der Industrie bis zur Polizei, werben offensiv für Berufe. Wenn junge Leute zu mir kommen, sagen sie: "Ach ja, Tischler...", als ob man im Handwerk keine Karriere machen könnte. Aber die Aufstiegsmöglichkeiten sind hier enorm: Sie gehen mindestens bis zum Dach! Aber im Ernst: Sie können vom Handwerker zum Spezialisten für bestimmte Tätigkeiten oder Bereiche aufsteigen. Oder zum Teamleiter aufsteigen, wenn Sie mehr Verantwortung übernehmen wollen. Und wer es wirklich will, macht einen Master-Abschluss und steigt in eine Führungsposition im Unternehmen auf. Von dort aus stehen Ihnen alle Türen offen - Sie können eine Fachschule besuchen oder, wenn es sein muss, eine Universität. Wenn ich das sage, sehe ich erstaunte Gesichter. Die meisten Menschen wissen das nicht, weder die Berufsberater, noch die jungen Leute selbst, noch ihre Eltern.
Wie stellen Sie sich die Zukunft des Tischlerhandwerks vor?
Dominik: Ich wünsche mir eine Angleichung der Löhne und Gehälter im Handwerk an die der Industrie. Dass das Handwerk wieder mehr Wertschätzung erfährt und attraktiver wird. Dass mehr junge Menschen in unser Handwerk kommen, die motiviert sind und arbeiten wollen. Die bleiben und hier Karriere machen wollen. Denn Handwerk bleibt Handwerk, trotz all dieser Digitalisierung. Mit ihr kann man vieles einfacher machen und Prozesse optimieren. Aber am Ende zählen die Menschen, die mit anpacken und die Arbeit erledigen!
Was erwarten Sie von Ihrem Besuch auf der DACH+HOLZ International 2026 in Köln?
Dominik: Es sind immer interessante Tage. Ich treffe viele Leute und die Leute können mich als Botschafter kennenlernen. Ich will natürlich wissen, welche neuen Produkte, Werkzeuge und Techniken es gibt und sie ausprobieren. Es ist wichtig für mich, einen Überblick über den Markt zu haben. Und dem einen oder anderen Hersteller ein Feedback zu geben, weil ich viele Produkte kenne und mit ihnen arbeite. Um ihnen als Außenstehender zu sagen: "Leute, euer Produkt ist wirklich toll. Ich kann es empfehlen."
Wie sehen Sie die DACH+HOLZ als Plattform für den Erfahrungsaustausch zwischen Handwerkern? Welche Rolle spielt die Vernetzung für Sie persönlich?
Dominik: Das ist extrem wichtig. Ich sehe das in unserer Firma. Mein Chef, der so alt ist wie ich, greift ohne Probleme zum Telefon und ruft einen Kollegen an, wenn er Hilfe braucht oder ein Problem nicht lösen kann. Die frühere Generation würde der Konkurrenz nicht einmal eine Scheibe Brot geben. In unserer Region ist es jetzt so: Es gibt nicht so viele Firmen und nicht so groß wie wir. Aber die Aufträge sind trotzdem da. Es geht zunehmend darum, wer dem anderen helfen kann. Jeder von uns steht vor den gleichen Herausforderungen. Und die kann man gemeinsam besser bewältigen, indem man sich vernetzt, Kontakte knüpft und Erfahrungen austauscht. Das funktioniert natürlich sehr gut, auch und gerade auf der Messe.
Was möchten Sie den jungen Leuten auf der Messe mit auf den Weg geben, die gerade ihre Karriere als Tischler beginnen?
Dominik: Das Wichtigste ist, sie in ihrer Berufswahl zu bestärken und sie zu motivieren, nie stillzustehen, Herausforderungen anzunehmen und ständig zu lernen. Wenn man sich ständig weiterentwickelt und einzigartig wird, dann wird es super cool.
Die DACH+HOLZ International findet vom 24. bis 27. Februar 2026 auf dem Kölner Messegelände statt. Mehr Informationen auf www.dach-holz.com
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